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Schlafmittel

Etwa jeder dritte Deutsche leidet an Schlafproblemen. Viele Betroffene suchen mit Schlaftabletten nach Linderung, doch deren regelmäßiger Gebrauch kann schnell gefährlich werden. Zudem bekämpfen Schlafmittel nur die akuten Symptome, beheben aber nicht die Ursache des Problems.
 

Vorsichtiger Umgang mit Schlafmitteln

Vor dem Griff zur Schlaftablette sollten alle anderen Optionen ausgeschöpft werden. Eine gute Schlafhygiene und ausreichend Bewegung sind ungefährliche und wirksame Alternativen. Entspannungsübungen oder Verhaltenstherapie sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Sollte das alles nicht helfen, können Schlafmittel unter Aufsicht eines Arztes, der sich damit auskennt, kurzfristig eingesetzt werden. Generell sollten aber pflanzliche Präparate vorgezogen werden.
 

Pflanzenkraft bei Schlafproblemen

Pflanzliche Mittel wie Baldrian, Melisse, Passionsblume und Hopfen sind ohne Rezept zu kaufen. Der Beweis einer tatsächlich schlaffördernden Wirkung muss jedoch bei einigen dieser Präparate erst noch erbracht werden. Bisher konnte nur für Baldrian ein Effekt bei regelmäßiger Einnahme über mehrere Wochen verlässlich nachgewiesen werden. 

Womöglich kann der Placebo-Effekt jedoch auch bei den anderen Mitteln das Einschlafen schon ab der ersten Anwendung erleichtern.

Wusstest Du schon?

Viele Schlafmittel werden so langsam abgebaut, dass man auch tags darauf noch müde und erschöpft ist. Man spricht von einem „Hangover“. 

Benzodiazepine und Z-Substanzen

Verschreibungspflichtige Medikamente wie Benzodiazepine und die sogenannten Z-Substanzen sind häufig die erste Wahl, wenn es um synthetische Schlafmittel geht. Sie unterstützen die Wirkung des Neurotransmitters GABA (Gamma-Amino-Buttersäure), der die Gehirnaktivität hemmt und so den Körper auf den Schlaf vorbereitet. 

Die Einnahme wird 30 Minuten vor dem Zubettgehen empfohlen. Z-Substanzen greifen wegen ihrer kürzeren Wirkungsdauer weniger stark in die Schlafstruktur ein und führen seltener zu einer Leistungsverminderung am nächsten Tag. Außerdem besteht bei Z-Substanzen weniger Gefahr, dass es zur Gewöhnung und später zur Abhängigkeit kommt.
 

Andere synthetische Schlafmittel

Ausgewählte Antihistaminika – eine Gruppe von Medikamenten, die im Zusammenhang mit der Behandlung von Allergien eingesetzt wird – können ebenfalls als Schlafmittel genutzt werden. Einige sind auch ohne Rezept erhältlich. Sie wirken sehr langsam und müssen deshalb ein bis drei Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Außerdem haben sie eine Menge von möglichen Nebenwirkungen, und es kommt schnell zu einem Gewöhnungseffekt.

Im Rahmen therapeutischer Behandlung können auch Antidepressiva als Schlafmittel verschrieben werden, die aber ebenfalls viele Nebenwirkungen mit sich bringen. 

Melatonin ist das Hormon, das bei Dunkelheit vom Körper ausgeschüttet wird und maßgeblich unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Eine im Labor hergestellte, synthetische Version dieses Stoffes kann vom Arzt verschrieben werden, um das Durchschlafen zu unterstützen.

Gefahren des Schlafmittelkonsums

Schlafmittel können schnell zu körperlicher und psychischer Abhängigkeit führen. Die Nerven gewöhnen sich an die Unterstützung, was dann dazu führt, dass die körpereigene Schlaf-Einleitung nicht mehr ausreicht. Betroffene meinen dann, ohne Tabletten nicht mehr einschlafen zu können. 

Das Absetzen kann schlimme Entzugserscheinungen auslösen, die von Kopfschmerzen bis zu Tremor (unwillkürliches Muskelzucken) und krampfartigen Anfällen reichen.

Außerdem kommt es zu einer drastischen Veränderung des Schlafmusters, weil synthetische Mittel den Tiefschlaf und den REM-Schlaf (REM, engl.: Rapid Eye Movement, dt.: schnelle Augenbewegungen) reduzieren. Beides brauchen wir jedoch, um am Morgen erholt zu sein. 

Auf REM-Schlafentzug reagieren viele Menschen mit  Angstzuständen und Müdigkeit. Der in der nächsten Nacht nachgeholte REM-Schlaf („REM-Rebound”) kann zu schweren Albträumen führen. Weitere Nebenwirkungen sind sehr unterschiedlich; sie reichen von Übelkeit über chronische Vergiftung bis hin zu emotionaler Abstumpfung

letsleep-Tipps

  • Aussichtsreicher als nur die Symptome mit Schlafmitteln zu bekämpfen, ist es, an der Ursache der Schlafstörung anzusetzen.
  • Vor Einnahme von Schlafmitteln solltet Ihr ärztlichen oder therapeutischen Rat in Anspruch nehmen.
  • Schlafmittel sollten nur im Notfall und idealerweise nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden.
  • Sobald Ihr das Gefühl habt, etwas Gutes für Euch zu tun und auf Euch zu achten, wirkt sich das positiv auf Euer Wohlbefinden aus. Das geht auch ohne Wirkstoffe, z. B. mit einem Bad, einem Spaziergang oder einem Hörbuch.

Hilfe bei Abhängigkeit

Mehr als eine Million Menschen sind in Deutschland von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abhängig.  Falls Ihr erkennt, dass Euer Schlafmittelkonsum problematisch ist, könnt Ihr Euch zunächst an einen Arzt Eures Vertrauens wenden. Dieser kann Euch Adressen von geeigneten Therapeuten geben. Umfassende Beratung bieten auch Suchtberatungsstellen an, deren Adressen über Eure Stadtverwaltung bezogen werden können. Suchtberatungsstellen sind staatlich finanziert – wer sich an sie wendet, muss nichts bezahlen. 

Literatur:
Riemann, D., Hajak, G. (2009). Insomnien. I. Ätiologie, Pathophysiologie und Diagnostik. Der Nervenarzt (80), pp.1060-1069; Laux G., Dietmaier O. (2013). Kapitel 10 & 20. In: Psychopharmaka (pp. 55-58 & pp. 163-179). Springer: Berlin;
Schmidt, L. G. (1990). Mißbrauch und Abhängigkeit von Schlafmitteln. In Schlafstörungen in der Praxis (pp. 65-81). Vieweg&Teubner Verlag
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