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Regeneration durch Schlaf

Gut ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im schlafenden Zustand. Doch warum überhaupt? Warum reicht es nicht aus, sich zur Regeneration auf die Couch zu legen und zu ruhen? Warum müssen wir unseren Bewusstseinszustand ändern, um überlebensfähig zu bleiben?
 

Nachts geht im Körper „die Post ab“

Schlaf ist ein faszinierendes Thema – mit vielen ungeklärten Fragen. Was man inzwischen jedoch weiß: Im Schlaf laufen hochkomplizierte Reparaturprozesse ab. Diese sind unabdingbar für unser körperliches und psychisches Wohlbefinden. So sinkt im Schlaf bspw. unsere Körpertemperatur. Auch Puls und Atmung beruhigen sich. Eine Ausnahme hiervon stellt der sogenannte REM-Schlaf dar (REM = „Rapid-Eye-Movement“). Diese Schlafphase ist durch schnelle Augenbewegungen unter den geschlossenen Lidern geprägt. In der REM-Schlafphase wird am intensivsten geträumt, und der Körper ist gelähmt. Puls und Atmung werden wieder unregelmäßiger. Augenscheinlich ruht unser Körper. Doch tut er das wirklich? 
 

Hormone schlafen nicht – ganz im Gegenteil! 

Um diese Frage zu beantworten, ist ein kleiner Exkurs in die Biologie von Vorteil: Die Zirbeldrüse (Epiphyse) ist eine etwa erbsengroße Drüse im Gehirn, die durch die Produktion des „Schlafhormons“ Melatonin den Schlaf-Wach-Rhythmus maßgeblich steuert. Die Melatoninausschüttung ist zudem dunkelheitsabhängig, wobei Licht in diesem Zusammenhang einen hemmenden Einfluss ausübt. Dunkelheit fördert die Produktion und Sekretion des Melatonins in den Blutkreislauf. Dies liefert auch eine Erklärung dafür, dass künstliches Licht unseren natürlichen Schlafrhythmus stört und somit vor dem Zubettgehen auf ein Minimum reduziert werden sollte. Weiterhin gibt es erste Hinweise darauf, dass Melatonin bei bestimmten Krebserkrankungen positive Wirkungen erzielen kann. Jedoch sind weitere klinische Studien nötig, um diese Effekte bestätigen zu können.

Abgesehen vom Melatonin werden noch eine Reihe anderer Hormone während unseres Schlafs ausgeschüttet. Ein sehr bekanntes Hormon ist das sogenannte Somatotropin, das auch als Wachstumshormon bezeichnet wird. Es wird in der Hypophyse produziert. Die Konzentration steigt nach dem Einschlafen an und erreicht seinen Höhepunkt in den Tiefschlafphasen. Für Kinder und Jugendliche ist ausreichend Schlaf besonders unentbehrlich, da das Somatotropin das altersgerechte Längenwachstum fördert. Weiterhin wird – vorwiegend in der Pubertät – auch das „keimdrüsenstimulierende Hormon“ Gonadotropin abgesondert, das die Entwicklung der Geschlechtsorgane fördert. 

Es existieren noch weitere Hormone, die unsere Stoffwechselfunktionen zu jeder Tages- und Nachtzeit steuern. Im Rahmen dieses Infoblatts haben wir uns jedoch auf die wichtigsten Hormone beschränkt.

Wusstest Du schon?

Ein 24-stündiger Schlafentzug wirkt sich auf den Körper aus wie etwa 1,0 Promille Alkohol im Blut.

Schlaf ist nach dem Workout besonders wichtig  

Das bereits erwähnte Somatotropin ist nicht nur für das Längenwachstum verantwortlich, sondern auch noch für eine ganze Reihe anderer Stoffwechselfunktionen. So wirkt es sich als anabol wirkendes Hormon u. a. positiv auf den Muskelaufbau aus. Dies kann unter bestimmten Umständen (z. B. regelmäßiges, forderndes Training und ausgewogene Ernährung) in einer Vergrößerung der Muskelmasse resultieren. 

Von Bedeutung ist dies zum Beispiel nach einem harten, schweißtreibenden Workout. Unser Organismus braucht dann Zeit und Schlaf, um die im Training beanspruchten Muskelfasern zu reparieren. Leider wird Somatotropin aufgrund seiner positiven Effekte bezüglich des Muskelaufbaus zunehmend als Dopingmittel verwendet.

Durch Wachstumshormone wird auch die Proteinbiosynthese in unserem Körper gefördert, also die Neubildung von Proteinen. Proteine sind lebenswichtig und bspw. in Form von Strukturproteinen, Enzymen, Rezeptorproteinen und/oder Immunglobulinen in viele Körperprozesse eingebunden. Ausreichender und qualitativ guter Schlaf ist das A und O für die Zellregeneration im ganzen Körper. Unzureichender Schlaf führt zu einer mangelhaften Ausschüttung entsprechender Hormone, was wiederum die Folge hat, dass unser Körper am Folgetag nicht mehr maximal leistungsfähig ist.

Hilft Schlaf sogar gegen Alzheimer?  

Weiterhin haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Schlaf ebenfalls einen Einfluss auf den Hirnstoffwechsel hat. Das sogenannte „glymphatische System“ stellt ganz vereinfacht ausgedrückt ein Ausleitungssystem dar, das u. a. von speziellen Gliazellen im zentralen Nervensystem gebildet wird. Dieses System ist hauptsächlich im Schlaf aktiv und sorgt dafür, dass die sich im Laufe des Tages ansammelnden Zwischenprodukte aus unserem Gehirn abgeleitet und letztendlich dem Lymphsystem zugeführt werden. Dies kann von besonderer Bedeutung in Bezug auf neurodegenerative Erkrankungen sein (z. B. Alzheimer). Die Effektivität dieses Systems nimmt jedoch im steigenden Alter ab, was erklärt, warum vorwiegend ältere Menschen von neurodegenerativen Erkrankungen betroffen sind.
 

Nach der Impfung ist Schlaf besonders wichtig  

Schlaf ist jedoch nicht nur für die Funktionstüchtigkeit unseres Gehirns wichtig, sondern auch für das Immunsystem. Schlafmangel geht häufig mit einer Immunschwäche einher. Diese erhöht die Anfälligkeit für Infekte. Sind wir erst einmal erkrankt, zeigt sich häufig ein gesteigertes Schlafbedürfnis. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass unser Körper mit allen Mitteln versucht, die Krankheitserreger im Organismus unschädlich zu machen. Weiterhin hat Schlaf auch einen Einfluss auf das sogenannte „Immungedächtnis“. Studien haben gezeigt, dass Impfungen mit anschließendem kurzzeitigem Schlafentzug einen schlechteren Impfeffekt hervorbringen. Spannend in diesem Zusammenhang: Selbst ein Jahr nach der Impfung war die Menge der Antikörper im Blut von „ausgeschlafenen“ Versuchspersonen deutlich höher als bei „unausgeschlafenen“ Probanden. 

Des Weiteren sind Schlaf und psychisches Wohlbefinden eng miteinander verknüpft. Sind wir unausgeschlafen, reagieren wir schnell gereizt und können uns schlechter konzentrieren. Auch unsere Psyche kann langfristig darunter leiden. Schlafstörungen gehen häufig mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen einher.  

letsleep-Tipps

  • Schlaf ist unheimlich wichtig für uns. Wir sollten uns das immer wieder ins Bewusstsein rufen – vor allem, bevor wir am späten Abend die nächste Folge einer spannenden Serie starten.
  • Erwachsene kommen meist mit 6 bis 8 Stunden Schlaf pro Nacht aus. Kinder und Jugendliche benötigen mehr. 
  • Ein geregelter Tagesablauf kann helfen, eine Schlafroutine zu etablieren. Plant Euren Tag um den Schlaf herum und nicht andersherum.
  • Wenn Ihr leistungsfähiger sein möchtet oder fitter aussehen wollt, ist Schlaf neben Training und Ernährung ganz entscheidend.

Fazit   

Augenscheinlich ruht unser Körper in der Nacht. Aber dem ist nicht so. Während des Schlafes geht in unserem Körper – salopp gesagt – die Post ab! Organsysteme und Muskulatur werden repariert, das Immunsystem gestärkt. Im Schlaf befreit sich der Körper von schädlichen Stoffwechselprodukten. Und es werden viele weitere Prozesse in Gang gesetzt, die dafür sorgen, dass wir unsere alltäglichen Herausforderungen meistern können. Für aktive Menschen und Sportler hat Schlaf eine ganz besondere Bedeutung. Denn nur wer ausreichend schläft, wird seine Leistungsfähigkeit langfristig steigern können. Was „ausreichender Schlaf“ genau bedeutet, erfahrt Ihr u. a. in unseren kostenfreien Webinaren und Video-Chats.

Literatur:
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Huch, R. & Jürgens, K.D. (2007). Mensch Körper Krankheit (5. Auflage). München: Urban & Fischer Verlag.
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